Wer sind Andere? Deine Online-Beziehungen

Wer sind Andere? Deine Online-Beziehungen

Lernziel:

Die Schüler*innen untersuchen die Merkmale positiver Beziehungen und ermitteln, welchen Einfluss das Online-Verhalten auf positive und auf herausfordernde Beziehungen hat. Sie betrachten Möglichkeiten und Herausforderungen an der Schnittstelle zwischen sozialen Medien und Beziehungen in ihrer eigenen Altersgruppe und lernen, sich für ein freundliches Miteinander einzusetzen.

Für den Workshop notwendig:

  • internetfähige Endgeräte in ausreichender Zahl für Partner*innenarbeit
  • Beamer, Bildschirm oder Smartboard.

Die dritte Doppelstunde des Workshops „Wer sind Andere?“ enthält 4 Aktivitäten (insgesamt 90 Min):

Alle Formulierungen können übernommen werden. Anweisungen an Lehrkräfte sind kursiv.

Die Doppelstunde (DS) enthält 2 Präsentationen:

Begriffe-Beziehungen-DS3-Präs1

Bystander-Upstander-DS3-Präs2

Vorschau und Rohtexte im Downloadbereich.

Aktivität 1: Begriffe zu Beziehungen

Gruppe:

5.-10. Klasse

Zeitrahmen:

10-15 Minuten

Sozial- und Arbeitsform:

Einzelarbeit, Plenum

Medien:

Begriffe-Beziehungen-DS3-Präs1, Oncoo-Board

Folie 1

Folie 2: Sprechen wir nun über Beziehungen: Zunächst sollten wir uns bewusst machen, dass „Beziehungen“ ein sehr weit gefasster Begriff ist. Ihr seid beispielsweise mit euren Gleichaltrigen als Freunde, Mitschüler oder Mitglieder des gleichen Vereins verbunden. Wenn wir über gute Beziehungen sprechen möchten, stehen wir vor einer schwierigen Frage: „Was genau macht eine gute Beziehung aus?“ Alle haben unterschiedliche Vorstellungen zu diesem Thema, und es gibt viele Antworten auf diese Frage.

Folie 3: Um sicherzustellen, dass wir alle dasselbe meinen, lasst uns Begriffe finden, die gelingende und positive Beziehungen beschreiben – unter Freunden, Mitschülern oder anderen Menschen. Wir wissen, dass in Beziehungen nicht immer alles rund läuft. Wie können wir uns trotzdem angemessen verhalten?

Tipp: Verwenden Sie ein Oncoo-Board.

Während die Teilnehmenden die Karten formulieren und auf das Board schicken, können ähnliche oder gleiche Begriffe zueinander sortiert werden.

Reflexion

Danke für eure Vorschläge! Sehen wir uns diese Begriffe nun etwas genauer an.

  • Stimmt ihr diesen Begriffen zu?
  • Möchtet ihr etwas hinzufügen?
  • Kann jemand basierend auf diesen Begriffen eine kurze Definition einer guten Beziehung formulieren?

Leiten Sie die Gruppe bei der Entwicklung einer Definition für eine gute Beziehung an.

Aktivität 2: Rundgang

Gruppe:

5.-10. Klasse

Zeitrahmen:

10-15 Minuten

Sozial- und Arbeitsform:

Partner*innenarbeit, Plenum

Medien:

Stifte, Klebezettel, beschriftete Plakate ODER eine digitale Pinnwand wie Taskcard-Board, Mindmeister-Mindmap, Mentimeter, Pinup

Vorbereitung

Analog: Schreiben Sie jeweils eine Frage mittig auf ein Plakat und verteilen Sie die Plakate im Raum.

Digital: Schreiben Sie die Fragen auf Ihre digitale Pinnwand

Mögliche Fragen

Tipp: je nach Gruppengröße, Alter, Erfahrungen und Stimmung in der Gruppe 3-6 Fragen auswählen:

  1. Mit wem vernetzt ihr euch durch die Hilfe von Technologie?
  2. Welche Plattformen verwendet ihr, um euch mit anderen zu vernetzen?
  3. Was für Möglichkeiten bieten euch das Internet und mobile Geräte wie Handys, gute Beziehungen aufzubauen und zu pflegen?
  4. Wie bleibt ihr über digitale Geräte mit anderen Menschen in Kontakt?
  5. Welche Herausforderungen ergeben sich durch das Internet für die Pflege guter Beziehungen?
  6. Welche Beziehungsschwierigkeiten habt ihr aufgrund von Dingen erlebt, die online geschehen sind?
  7. Habt ihr Beziehungen zu Menschen, die ihr noch nie in echt getroffen habt?

Partner*innenarbeit

Wir haben nun bereits einige wichtige Aspekte zum Thema „gute Beziehungen“ gesammelt. Nun wollen wir uns mit euren eigenen Erfahrungen mit Beziehungen im Internet beschäftigen. Beantwortet die Fragen. Ihr habt dafür 10 Minuten Zeit.

Analog: Jedes Tandem erhält Klebezettel und einen Stift. Auf den im Raum verteilten Plakaten stehen verschiedene Fragen. Nachdem ich euch die Materialien gegeben habe, könnt ihr euch die Plakate ansehen. Schreibt eure Antworten auf die Klebezettel und klebt diese auf die Plakate. Ihr habt dafür zehn Minuten Zeit.

Digital: Jedes Tandem sollte zu jeder Frage eine Antwort schreiben. Bitte löscht nichts von anderen Teams.

Reflexion

Analog: Sammeln Sie die Plakate ein und versammeln Sie die Gruppe.

Digital: Wenn nicht schon die ganze Zeit zu sehen, machen Sie jetzt die Ergebnisse sichtbar.

Leiten Sie durch Fragen eine Reflexion der Aufgabe an.

  • Welche Antworten auf die Fragen wurden mehrfach gegeben?
  • Gibt es Aspekte, die nicht genannt wurden?
  • Könnt ihr bestimmte Trends erkennen?
  • Inwiefern haben sich die Beziehungen zu euren Freunden durch Technologien verändert?
  • Haben Technologien die Dinge vereinfacht oder erschwert?
  • Warum wolltet ihr manche Informationen nicht preisgeben?

Aktivität 3: „Skala“

Gruppe:

5.-10. Klasse

Zeitrahmen:

15-20 Minuten

Sozial- und Arbeitsform:

Partner*innenarbeit, Plenum

Medien:

Bystander-Upstander-DS3-Präs2, Stifte, beschriftete Klebezettel ODER oncoo-Board und am besten interaktives Board

 Vorbereitung

Analog: Klebezettel müssen vorab beschriftet werden und ausgeteilt werden.

Digital: Auf einem Oncoo-Board können die Begriffe entweder bereits stehen oder die Lehrkraft sendet sie nach und nach an die Tafel, damit alle über jeden Begriff gemeinsam nachdenken können.

Mögliche Themen für die Klebezettel:

  • Einer Person rund um die Uhr Textnachrichten schicken
  • Social-Media-Passwörter austauschen
  • Die Textnachrichten von Freunden ohne deren Erlaubnis lesen
  • Online mit Fremden oder Menschen, die man nicht gut kennt, sprechen
  • Gemeine Kommentare zu Social-Media-Posts einer anderen Person schreiben
  • Einer nahestehenden Person (evtl. täglich) „Gute Nacht“ oder „Guten Morgen“ schicken
  • Auf einer Social-Media-Plattform öffentlich über einen Streit mit einem Freund sprechen
  • Alle Posts von Freunden mit „Gefällt mir“ markieren und teilen
  • Inhalte über das Social-Media-Konto eines Freundes posten (in dessen Namen)
  • Freunde in Fotos von einer Party markieren
  • Klatsch über einen Mitschüler in sozialen Medien verbreiten
  • Bilder von Freunden posten ohne vorher zu fragen
  • Geheimnisse von Freunden öffentlich teilen
  • Eltern die Social-Media-Posts von Freunden zeigen
  • Private Einträge und Textnachrichten an andere weiterleiten
  • Ungefragt Fotos von jemandem machen
  • Freundschaftsanfragen versenden
  • Bilder von Freunden auf sozialen Plattformen kommentieren

Erklärung

Nun werden wir uns bestimmte Verhaltensweisen in Beziehungen ansehen und sie auf einer Skala von „angemessenes Verhalten“ bis „unangemessenes Verhalten“ positionieren.

Analog: Ihr bekommt einen Klebezettel. Auf jedem Zettel ist eine Handlung notiert, die im Rahmen von Beziehungen geschieht, wie „Dem Partner rund um die Uhr Textnachrichten schicken“ oder „Social-Media-Passwörter austauschen“. Sobald ihr euren Klebezettel habt, geht ihr nach vorne. Die eine Seite des Raums steht für sehr angemessenes Verhalten in einer Beziehung, die andere Seite für sehr unangemessenes Verhalten.

Während ihr nach vorne geht, überlegt euch, ob ihr die Handlung, für angemessen oder unangemessen haltet, und positioniert euch entsprechend auf einer Linie. Schaut, wer um euch herum positioniert ist, und positioniert euch um, wenn ihr das Gefühl habt, dass euer Verhalten angemessener/unangemessener ist als das Verhalten neben euch.

Fragen Sie sie nach den Gründen für ihre jeweilige Positionierung im Raum und ermutigen Sie sie, ihre Position gegebenenfalls zu ändern.

Wenn die Schüler*innen ihre Positionen auf der Skala gefunden haben, bitten Sie sie, den Zettel an die Wand zu kleben und einen Schritt zurückzutreten, sodass sie die gesamte Skala betrachten können.

Digital: An der Tafel seht ihr ein oncoo-Board. Auf jeder Notiz ist eine Handlung notiert, die im Rahmen von Beziehungen geschieht, wie „Dem Partner rund um die Uhr Textnachrichten schicken“ oder „Social-Media-Passwörter austauschen“. Ihr dürft jetzt gemeinsam entscheiden, wo auf der Skala ihr die Verhaltensweisen platzieren möchtet.

Tipp: Lassen Sie nur wenige Teilnehmende tatsächlich die Karten verschieben, während der Rest der Gruppe anweist.

Erfahrungsaustausch

Viele Schüler*innen haben bereits eigene Erfahrungen mit unangemessenem oder angemessenem Verhalten in Online-Beziehungen gemacht. Es kann interessant sein, dies auch in der Gruppe ins Wort zu bringen.

Tipp: Die Schüler*innen beantworten die ersten beiden Fragen, notieren die Antworten und platzieren sie ebenfalls auf der Skala.

  • Fallen euch noch weitere unangemessene Verhaltensweisen ein?
  • Fallen euch noch weitere angemessene Verhaltensweisen ein?

Reflexion

  • Gibt es nur eine richtige Reihenfolge für diese Skala? Warum bzw. warum nicht?
  • Seid ihr euch darin alle einig?
  • Wir haben diese Verhaltensweisen auf einer Skala von angemessen bis unangemessen eingeordnet. Gibt es auch Situationen, in denen ein angemessenes Verhalten unangemessen werden kann? Oder umgekehrt? Wann ist das der Fall?
  • Wenn X ein unangemessenes Verhalten ist [wählen Sie ein bestimmtes Verhalten aus, das die Schülerinnen und Schüler auf der „unangemessenen“ Seite positioniert haben], was würdet ihr dagegen tun?
  • Wie würdet ihr mit jemandem sprechen, mit dessen Verhalten ihr nicht einverstanden seid?

Begriffe

Folie 1

Folie 2: Was könntet ihr bei unangemessenen Verhaltensweisen tun? Was könntet ihr tun, wenn ihr mitbekommt, dass eine andere Person schlecht behandelt wird?

Wer hat die Begriffe „Bystander“ oder „Upstander“ schon einmal gehört? Was bedeuten diese Begriffe?

Sammeln Sie zwei bis drei Antworten.

Folie 3: Ein „Bystander“ ist jemand, der einen Vorgang beobachtet. Ein „Upstander“ ist jemand, der etwas Positives tut, indem er zum Beispiel eine angegriffene Person unterstützt, den Vorgängen Einhalt gebietet oder je nach Situation auf andere Art und Weise aktiv in das Geschehen eingreift.

 

Aktivität 4: Gruppenarbeit Szenarien

Gruppe:

5.-10. Klasse

Zeitrahmen:

40 Minuten

Sozial- und Arbeitsform:

Gruppenarbeit, Plenum

Medien:

Endgeräte

Teilen Sie die Gruppe in 4-er Gruppen ein.

Denkt euch eine Geschichte über eine Beziehung (z. B. zwischen Geschwistern oder Mitschüler*innen) und den Einfluss von Social Media auf diese Beziehung aus. Dieser darf positiv oder negativ sein.

Ihr könnt eine kurze Szene spielen, Bildmaterialien erstellen (z. B. einen Comic), einen fiktiven Feed oder eine Unterhaltung aus Handynachrichten entwickeln. Ihr habt dafür 20 Minuten Zeit. Seid kreativ!

Tipp: Auf Seiten wie pixabay, flickr, pxhere können Bilder gefunden werden, auf Seiten wie ifaketextmessage können die Teilnehmenden einen Nachrichtenverlauf imitieren und mit zeeob kann man nicht nur Chats, sondern auch TikTok/Instagram/Tweets generieren.

Präsentation

Nach 20 Minuten präsentieren die Gruppen ihre Ergebnisse in einem Rundgang. Dazu bleiben jeweils 2 aus der Gruppe beim eigenen Projekt und erklären es, während die anderen beiden herumgehen und sich die Produkte der anderen anschauen. Nach 5-10 Minuten wird gewechselt.

Reflexion

Wenn alle wieder an ihrem Platz sind: Wir haben jetzt gelernt, dass Social Media manchmal sehr herausfordernd für Beziehungen sein kann, aber auch einige Vorteile hat. Die wichtigste Grundlage für gute Kommunikation ist überhaupt zu kommunizieren.

Schließt die Augen und überlegt, wie viele Menschen in eurem Leben es gibt, zu denen ihr vor allem online Kontakt haltet. Beziehungen, zu denen der Kontakt ohne Internet kaum möglich wäre. Habt ihr Familie in anderen Ländern? Freund*innen, die ein Auslandsjahr machen? Freundschaften, die im Urlaub entstanden sind? Sind Menschen weggezogen, die ihr gern mochtet? Habt ihr Freundschaften, die im Online-Raum entstanden sind? Denkt darüber 1-2 Minuten nach.

Haltet die Augen geschlossen und zeigt mit den Händen, wie viele Beziehungen es bei euch sind. Lehrkraft zählt zusammen oder überschlägt kurz, oder nutzt z.B. https://rechneronline.de/addierer/. Wenn die Übung nicht anonym sein soll, können die Zahlen auch zugerufen und der Rechner gezeigt werden, dann kann man noch eine kurze Kopfrechenübung machen.

Allein in dieser Klasse ermöglicht die Online-Welt [Zahl] Beziehungen, die sonst kaum möglich wären Heute habt ihr euch damit auseinandergesetzt, wie ihr mit schwierigen Situationen angemessen umgehen könnt. Denn auch wenn die Kommunikation dort manchmal schwierig ist, ist sie oft auch richtig gut, und dafür können wir sehr dankbar sein. Wie wäre es, ihr nehmt heute mal Kontakt auf zu „euren“ Menschen und erzählt ihnen von allem, was wir heute gelernt habt?

Downloadbereich

Folie 1

M@PS Deine Online-Beziehungen

Folie 2

Begriffe zu Beziehungen

 „Beziehungen“ ist ein sehr weit gefasster Begriff.

Gleichaltrige sind zum Beispiel Freund*innen, Mitschüler*innen oder Mitglieder des gleichen Vereins.

Was genau macht eine positive Beziehung aus?
Es gibt unterschiedliche Vorstellungen zu diesem Thema.

Folie 3

Begriffe zu Beziehungen

Beziehungen haben wir zum Beispiel mit Freund*innen, Lehrkräften und Familienmitgliedern. Meinen wir alle dasselbe?

Was sind angemessene Verhaltensweisen, auch wenn mal nicht alles rund läuft?

Findet Begriffe, die positive Beziehungen beschreiben.

Folie 1

M@PS Deine Online-Beziehungen

Folie 2

Begriffe zu Beziehungen

Bystander                                      Upstander

Folie 3

Bystander                                      Upstander

Beobachtet einen Vorfall         greift positiv ein:

                                                         unterstützt Opfer
                                                         schlichtet Streit
                                                         verhindert Schlimmeres

Die Aktivitäten unterstehen der Lizenz CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/). Sie basieren auf den „Tools Across Areas of digital life“ der „Digital Citizenship+Resource Plattform“
(https://dcrp.berkman.harvard.edu/) des “Youth and Media team” des “Berkman Klein Center for Internet & Society” (https://cyber.harvard.edu/) und wurden 2022 von Sabrina Schön im Rahmen des Projekts M@PS (https://fr-agil.uni-frankfurt.de/maps/) stark überarbeitet.

Verwendete Bilder und Grafiken wurden, wenn nicht anders gekennzeichnet, von Sabrina Schön im Rahmen des Projekts M@PS (https://fr-agil.uni-frankfurt.de/maps/) erstellt und unterstehen der Lizenz CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/)